Hanna Wolf, MdB 
Pressemitteilung 
Sonntag, 2. November 1997 

Lohnkosten und 610.-DM-Jobs:  
Wie hängt das zusammen? 

Die Lohnkosten sind in den letzten Jahren immer mehr gestiegen und eben erhöht Blüm die Rentenbeiträgen noch auf 21%. Wundert es da, daß die sozialversicherungsfreien 610.-DM-Jobs massenhaft zunehmen? 

Aber wer verliert beim jetzigen System der 610.-DM-Jobs? 

  •  Diejenigen, die in 610.-DM-Jobs arbeiten - zum größten Teil Frauen - , denn sie haben keine eigene Krankenversicherung, sie haben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld, sie erwerben keine eigenen Rentenansprüche und keinen Anspruch auf Pflegegeld.

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  •  Die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen, denn die öffentliche Hand muß mit Sozialhilfe und anderen Unterstützungen einspringen, wenn diejenigen, die in 610.-DM-Jobs gearbeitet haben, in Not geraten.

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  •  Die beitragszahlenden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, denn je mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in 610.-DM-Jobs umgewandelt werden, desto höher wird der Beitragssatz für diejenigen, die noch Beiträge zahlen.

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  •  Die beitragszahlenden Arbeitgeber, die für ihre sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer einen immer höheren Beitragssatz abführen müssen.
Wer gewinnt kurzfristig? 
  •  Diejenigen Arbeitgeber, die mit 610.-DM-Jobs ihren Schnitt zu machen versuchen. Sie haben jedoch nur einen scheinbaren Gewinn, denn alle, also auch Arbeitgeber, profitieren von einem geordnet funktionierenden Sozialsystem.
Die SPD hat einen Entwurf zur Abschaffung bzw. Eindämmung der rapide anwachsenden 610.-DM-Jobs im Bundestag vorgelegt. Dabei kämen auf die Arbeitgeber nicht einmal zusätzlichen Kosten zu, denn sie müßten auch keine 20% Pauschalsteuer für diese Jobs mehr zahlen. Nur die Regierungskoalition ist auch über diese Frage zerstritten, denn die FDP sperrt sich. So blockiert die Regierung die Lösung des Problems. Mit der von der SPD schon lange vorgeschlagenen Senkung der Lohnnebenkosten für alle wäre dieses Problem nicht so akut und der Sozialstaat käme nicht ins Wanken.