5. August 2002 - 0732

AG Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Stoiber will Rechtsanspruch von Vätern auf Teilzeit rückgängig machen

Zu familienpolitischen Äußerungen des Unions-Kandidaten Stoiber erklärt die SPD-Bundestagsabgeordnete Hanna Wolf:

In seiner Taktik, die Wähler nicht durch die Ankündigung der Rücknahme von gesellschaftspolitisch zukunftsweisenden Gesetzen der rot-grünen Bundesregierung zu verschrecken, hat Stoiber jetzt doch einen Vorgeschmack auf seine Vorstellungen von Familienpolitik überkommenen Stils gegeben.

Stoiber im Sommerinterview der ARD vom 2. August 2002: “Wir müssen mit Sicherheit auch den generellen Teilzeitanspruch beschränken. Wir können den nicht generell akzeptieren, sondern nur für Mütter, die mit Kindern eben nicht so viel Zeit haben, dass sie einen vollen Arbeitsplatz im Moment ausfüllen können.”

Damit greift er frontal die “Elternzeit” an, die rot-grün eben erst eingeführt hat. Weiß Stoiber immer noch nicht, dass Kinder auch Väter haben und brauchen? Lässt er sich nicht einmal von seinen eigenen Forschungsinstituten beraten?

Denn bereits Anfang des Jahres gab Prof. Fthenakis vom (bayerischen!) Staatsinstitut für Frühpädagogik folgendes zu Protokoll: “Verglichen zu den meisten europäischen Ländern und nicht zuletzt begannen wir erst im letzten Jahr, Vaterschaft wie Mutterschaft als einen kulturellen Wert zu entdecken, und die Bedeutung des Vaters für die kindliche Entwicklung neu zu bewerten. Zu spät, wie ich meine. Eine Modernisierung der Familienpolitik ist ein dringendes Anliegen und es muss der Ministerin Dr. Bergmann bescheinigt werden, dass sie, wie nie zuvor, mutig und konsequent den Weg der Weiterentwicklung und Modernisierung der Familienpolitik beschritten hat.”

Fest steht, Stoiber entlarvt sich als alter Patriarch. Doch Patriarchen braucht kein modernes Land. Die Modernisierung Deutschlands darf nicht auf dem Rücken der Kinder betrieben werden. Modernisierung erfolgreich gestalten fängt mit der Modernisierung der Gesellschaft an.