Mitglied des Deutschen Bundestages
von 1990-2002
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Hanna Wolf MdB (München) SPD:

1. In welcher Relation steht nach Kenntnis der Bundesregierung die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen zu der Zahl der letztlich verurteilten Jugendlichen?
2. Was ist bekannt über Geschlecht, Alter und soziale Lage von jugendlichen Gewalttätern?
3. Was ist bekannt über Geschlecht und Alter der Opfer jugendlicher Gewalttäter?

Zu 1.:

Im Berichtsjahr 1997 wurden nach der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 292.518 tatverdächtige Jugendliche registriert. 1996 waren es 277.479 und damit 12,9% weniger.

Nach der Strafverfolgungsstatistik (nur alte Bundesländer einschl. Gesamt-Berlin) wurden 1996 41.0006 Jugendliche verurteilt.

Da sich die Erhebungsmethoden der Polizeilichen Kriminalstatistik und der Strafverfolgungsstatistik erheblich unterschieden, ist allerdings ein direkter Vergleich zwischen deren Ergebnissen nicht möglich.

Zu 2.:

1997 wurden in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) bei der Gewaltkriminalität insgesamt 35.908 Jugendliche, darunter 30.950 männliche (86,2%) und 4.958 weibliche (13,8%) registriert.

1996 wurden insgesamt 32.441 jugendliche Tatverdächtige, darunter 28.054 männliche (86,5%) und 4.387 weibliche (13,5%) ermittelt.

Geschlechts- und Altersstruktur jugendlicher Tatverdächtiger bei der Gewaltkriminalität (PKS) *

Bereich: Bundesgebiet insgesamt für die Berichtsjahre 1997 und 1996
 

Schl.	Straftat	1997						1996
		Jugendl. 14 bis unter 18 Jahre - absolut -			Jugendl. 14 bis unter 18 Jahre - in Prozent -			Jugendl. 14 bis unter 18 Jahre - absolut -				Jugendl. 14 bis unter 18 Jahre - in Prozent -
		ges.	männl.	weibl.		männl.	weibl.		ges.	männl.	weibl.	männl.	weibl.
8920	Gewaltkriminatität	35.908	30.950	4.958		86,2	13,8		32.441	28.054	4.387	86,5	13,5
	davon
0100	Mord	80	67	13		83,8	16,3		76	68	8	89,5	10,5
0200	Totschlag, Tötung auf Verlangen u. Kindestötung	166	143	23		86,1	13,1		138	126	12	91,3	8,7
1110	Vergewaltigung	408	402	6		98,5	1,5		355	351	4	98,9	1,1
2100	Raub	14.124	12.742	1.382		90,2	9,8		13.130	11.833	1.297	90,1	9,9
2210	Körperverletzung mit Todesfolge	81	61	20		75,3	24,7		83	70	13	84,3	15,7
2220	gefährl. u. schwere Körperverletzung	23.561	19.855	3.706		84,3	15,7		20.998	17.767	3.231	84,6	15,4
2330	Erpresserischer Menschenraub	14	14	0		100,0	0,0		14	12	2	85,7	14,3
2340	Geiselnahme	4	4	0		100,0	0,0		4	0	4	0,0

Durch die "echte" Tatverdächtigenzählung wird der Tatverdächtige, dem mehrere Fälle verschiedener Straftaten zugeordnet werden, für die entsprechende übergeordnete Straftatengruppe (z.B. hier für den Oberbegriff Gewaltkriminalität), für die Schlüsselzahl und für die Insgesamt-Zahl jeweils nur einmal registriert. Die Tatverdächtigen bei den einzelnen Straftaten lassen sich daher nicht zur Gesamtzahl der Tatverdächtigen addieren.
 

2240

(vorsätzliche leichte) Körperverletzung

23.3876

19.318

4.069

82,6

17,4

20.986

17.330

3.656

82,6

17,4

Nach der Strafverfolgungsstatistik (alte Bundesländer einschl. Gesamt-Berlin) wurde 1996 (Zahlen für 1997 liegen noch nicht vor) wegen Verstoßes gegen Straftaten, die in der Polizeilichen Kriminalstatistik als Gewalttaten zusammengefaßt werden, insgesamt 6.733 Jugendliche verurteilt. Davon waren 6.084 männlichen und 649 weiblichen Geschlechts. 2.878 Verurteilte hatten die Tat im Alter zwischen 14 bis unter 16 Jahren, 3.855 im alter von 16 bis unter 18 Jahren begangen.

Wegen Gewaltdelikten verurteilte Jugendliche 1996 nach Alter und Geschlecht (Strafverfolgungsstatistik)
 

Straftaten StGB(a.F.)	insgesamt	männlich	weiblich	14 - unter 16	16 - unter 18
§ 211	9	8	1	1	8
§ 212, 213	19	18	1	4	15
§ 216	1	1	0	0	1
§ 217	1	0	1	0	0
§177 Abs.1	63	63	0	15	48
§ 177 Abs. 3	0	0	0	0	0
§ 249-255, 316 a	3115	2937	178	1388	1727
§ 226	2	0	2	1	1
§ 227	0	0	0	0	0
§ 229	1	1	0	1	0
§ 223 a	3509	3044	465	1463	2045
§ 224	8	7	1	3	5
§ 225	3	3	0	0	3
§ 239a	2	2	0	1	1
§ 239 b	0	0	0	0	0
§ 316 c	0	0	0	0	0
Gewaltdelikte insgesamt	6733	6084	649	2878	3855

Aussagen zur sozialen Lage der Tatverdächtigen können nach der Strafverfolgungsstatistik oder der PKS nicht getroffen werden, da dieses Kriterium nicht erfaßt wird.

Im Rahmen der Neugestaltung der PKS durch Inpol-neu wird angestrebt, Aussagen zur Opfer-Tatverdächtigen-Beziehung, wie auch zur Opfer-Spezifik z.B. durch Angaben etwaiger gefährdender Lebensweisen (obdachlos etc.) aufzunehmen.

Zu 3.:

Eine Verknüpfung der Tatverdächtigendaten mit den Opferdaten ist erst mit der Neugestaltung der Polizeilichen Kriminalstatistik von INPOL-neu möglich. Derzeit kann daher eine Aussage über Geschlecht und Alter der Opfer jugendlicher Gewaltttäter nicht getroffen werden.

Anmerkung dazu von Hanna Wolf MdB: 

"Es ist immer wieder erstaunlich, was diese Bundesregierung angeblich nicht weiß. Wer sich weiter mit dem Thema befassen möchte, dem empfehle ich die Arbeiten von Prof. Dr. Christian Pfeiffer und dem "Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen"

http://sun1.rrzn.uni-hannover.de/~n5x5link/

Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß die meisten Opfer von jugendlicher Gewaltkriminalität wiederum Jugendliche sind. Dies ist vor allem erst einmal eine große Herausforderung an das Schul- und Erziehungswesen und verlangt entsprechende neue pädagogische und betreuerische Konzepte. Das schließt ein deutliches Setzen von Grenzen, die zügige Anwendung bestehender Gesetze und den Täter-Opfer-Ausgleich mit ein."