12. November 1993 - 2674
Hanna Wolf Frauenrechte müssen erkämpft werden: Nach dem
Frauenwahlrecht heute die Gleichstellung in der Gesellschaft
Anläßlich des 75. Jahrestages der Verkündung des Frauenwahlrechts
erklärt die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Hanna
Wolf:
Der Rat der Volksbeauftragten verkündete heute vor 75 Jahren das
Frauenwahlrecht, das die SPD schon Jahre vorher gefordert hatte. Mit
Gründung der Weimarer Republik und nach langjährigem Kampf vieler
Frauenrechtlerinnen erhielten die Frauen schließlich dieses grundlegende
demokrati- sche Recht.
Diesem ersten Schritt zur rechtlichen Gleichstellung von Frau und Mann
folgte 1949 der zweite. "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" sagt der
Artikel 3 Absatz 2 GG, der ebenfalls hart er- kämpft werden mußte. Die
Sozialdemokratin Elisabeth Selbert spielte dabei eine entscheidende Rolle.
Doch trotz 75 Jahre Frauenwahlrecht und dem Grundrecht der
Gleichberechtigung von Frauen und Männern dominieren im Erwerbsleben und
in der Politik weiterhin Männer. Von einer Gleichstellung der Geschlechter
sind wir noch weit entfernt. Das zeigt auch die Anhörung, die gestern und
heute im Frauenausschuß des Bundestages zu den Gesetzesentwürfen zur
Gleichstellung bzw. Gleichberechtigung stattfindet. Die Sachverständigen
(JuristInnen, BetriebsrätInnen, GewekschafterInnen und
Personalverantwortliche aus Wirtschaftsunternehmen) befürworten daher ein
verbindliches, gesetzliches Gleichstellungskonzept, wie es die
SPD-Bundestagsfraktion vorgelegt hat.
Damit sich eine wirksame Frauenpolitik durchsetzt, müssen Frauen sich
stark machen, so wie damals vor 75 Jahren! Ein großes Bündnis von Frauen
aus Gewerkschaften, Parteien und Frauenbewegung aus Ost und West bereitet
jetzt den FrauenStreikTag am 8. März 1994 vor. Das ist eine große Chance
für alle Frauen, ihren Forderungen nach Gleichstellung in allen
gesellschaftlichen Bereichen Ausdruck zu verleihen! 12.11.1993 nnnn