14. November 1994 - 2311
Hanna Wolf Bundesregierung schwächt die Frauenpolitik
Zu dem heute bekannt gewordenen Beschluß der Koalition, die bisher
getrennten Ministerien zu einem Ministerium für Familie, Frauen, Jugend
und Senioren zusammenzulegen, er- klärt die SPD-Frauenpolitikerin Hanna
Wolf:
Mit der Zusammenlegung des Ministeriums Frauen und Jugend mit dem
Ministerium Familie und Senioren nimmt die Koali- tion der Frauenpolitik
den eigenen Stellenwert. Sie kehrt damit zu der alten Struktur zurück, in
der Frauenpolitik nur ein Teilbereich in einem Bauchladen-Ministerium ist.
Die Frauenpolitik wird wieder zum Anhängsel der Familien- politik.
Das bisherige Ministerium für Frauen und Jugend scheiterte
frauenpolitisch vor allem an fehlenden Kompetenzen. Diese hätten dem
Ministerium jetzt gegeben werden müssen, insbe- sondere durch eine
Federführung in allen frauenspezifi- schen Fragen des Erwerbslebens und im
strafrechtlichen Schutz vor Gewalt und sexuellem Mißbrauch.
Die Koalition hat in keinster Weise dafür gesorgt, daß Frauen mehr im
Parlament vertreten sind. Die Steigerungs- rate beträgt dort nur 0,1 %,
während bei der SPD gegenüber vorher 65 jetzt 85 weibliche Abgeordnete
vertreten sind. Mit der Zusammenlegung der Ministerien verabschiedet sich
die Bundesregierung noch mehr aus der Frauenpolitik.
14.11.1994 nnnn 1