19. Februar 1997 - 0239
AG Familie, Senioren, Frauen & Jugend
Vernetzung der kommunalen Gleichstellungsstellen: Koalition senkt
Daumen
Zur heutigen Ablehnung durch die Regierungskoalition im Ausschuß
Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die Vernetzungstelle der kommunalen
Gleichstellungsstellen in Deutschland weiter zu fördern, erklären die die
stv. Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Familie, Senioren, Frauen
und Jugend, Hanna Wolf, und das Mitglied des Haushaltsausschusses, Siegrun
Klemmer:
In Hannover sitzen drei Wissenschaftlerinnen auf der Straße, ihre
Arbeitsräume sind gekündigt, ihr Archiv ist eingelagert: Die bundesweite
Vernetzungsstelle aller Gleichstellungsstellen beim Forschungsinstitut
Frauen und Gesellschaft hat mit 31.12.1996 aufgehört zu existieren. 1500
Gleichstellungsstellen im Lande haben nach drei Jahren erfolgreicher
Kommunikation keine zentrale Ansprechstelle mehr. Auch die interessierte
Öffentlichkeit kann sie nicht mehr für Auskünfte nutzen.
Was ist geschehen? Die Regierungskoalition hat heute im Ausschuß
Familie, Senioren, Frauen und Jugend den SPD- Antrag endgültig abgelehnt,
sich an der Weiterförderung der Vernetzungsstelle angemessen zu
beteiligen. Die Länder hatten inzwischen zugestanden, die Stelle
mitzufinanzieren, wenn sich der Bund mit 45% beteiligt, später sogar
akzeptiert, daß der Bund nur für die Sachkosten aufkommt. Es ging um ein
Gesamtvolumen von nur 300.000 DM!
Die Bundesregierung hat zu Recht die Arbeit der Vernetzungsstelle
gelobt (BT.Drs. 13/4021). Drei Jahre lang durfte die Stelle mit
Modellfördergeldern aufgebaut werden. Obwohl eine Weiterförderung einer so
zentralen Einrichtung durch den Bund laut Verfassungsgerichtsurteil
(BerfGE 22, 180/217) sehr wohl möglich ist, zieht sich die Koalition
hinter haushaltsrechtliche Scheinargumente zurück. Warum? Soll
erfolgreiche Frauenförderung zurückgestutzt werden?
Bundesregierung verletzt Artikel 3 Grundgesetz Artikel 3 Grundgesetz
fordert den Staat zur aktiven Frauenförderung auf. Mit der Einstellung der
Finanzierung der Vernetzungsstelle verletzt die Bundesregierung diesen
Verfassungsauftrag und bestätigt wiederum, daß Frauenpolitik für sie
keinen Stellenwert hat. Wir können das gleiche 3-Jahres-Schicksal für die
eben erst von der Regierung geschaffene Vernetzungsstelle der Frauenhäuser
prophezeien. Leider verschwinden die Probleme, die mit diesen Stellen
angegangen werden sollen, nicht nach drei Jahren. 19.02.1997 nnnn